„She for Democracy“: Ein halbes Jahr volle Kraft für Frauenpower in der Kommunalpolitik

Abschluss der Kampagne mit dem „Feierabend“ am 13. Juni im Rathaus:

Im Dortmunder Rat sind Frauen derzeit nur zu gut einem Drittel vertreten, sie stellen aber mehr als die Hälfte der Dortmunder Gesellschaft. Foto: Roland Gorecki für die Stadt Dortmund

„She for Democracy“ geht in die letzte Etappe: Beim „Feierabend“ am Freitag, 13. Juni, ab 17 Uhr im Rathaus besteht noch einmal Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, sich beim „Markt der Möglichkeiten“ zu informieren und den Abschluss der Kampagne gemeinsam zu feiern. Das Ziel: Mehr Frauen in die Kommunalpolitik!

Politische Gremien sollten ein Spiegelbild der Gesellschaft sein

Die Kampagne „She for Democracy“ ist im Januar gestartet. Jeden Monat gab es einen Workshop, jeden Tag haben die Frauen an ihrem Netzwerk gearbeitet, Hemmungen abgebaut und Kontakte in der politischen Landschaft geknüpft.

Ziehen vorläufige Bilanz: Maresa Feldmann, Cornelia Rempe und Katrin Kieseier vom Gleichstellungsbüro. Foto: Roland Gorecki für die Stadt Dortmund

Demokratie, das ist die Idee hinter „She for democracy“, braucht viele unterschiedliche Menschen, die Verantwortung übernehmen, denn politische Gremien sollen ein Spiegelbild der Gesellschaft sein. Im Dortmunder Rat sind Frauen derzeit nur zu gut einem Drittel vertreten, sie stellen aber mehr als die Hälfte der Dortmunder Gesellschaft.

Katrin Kieseier, Cornelia Rempe und Gleichstellungsbeauftragte Maresa Feldmann sind die Macherinnen von „She for Democracy“. In einem Gespräch ziehen sie eine erste Bilanz über den Erfolg der Kampagne.

Was war Ihr Eindruck? Haben die Dortmunder Frauen Lust auf Politik?

Maresa Feldmann: Auf jeden Fall! Schon bei der Auftaktveranstaltung war der Ratssaal voll bis auf den letzten Platz mit politisch interessierten Frauen. Da war schon so eine ganz besondere Stimmung, vielleicht eine Mischung aus Aufregung und Vorfreude. Aber auch Entschlossenheit.

Katrin Kieseier: Ja, fand‘ ich auch. Man konnte förmlich spüren, dass sich die Frauen wünschen, Dortmund zu verändern. Sie wollen Dortmund vielfältiger machen – Dortmund mitgestalten.

Cornelia Rempe: Das konntest du auch bei den Workshops merken. Die waren durchweg gut besucht. Für viele Frauen steht fest, in der jetzigen politischen Lage etwas tun wollen. Mir ist ein Satz besonders hängen geblieben: „Man kann sich nicht mehr raushalten“.

Sie meinen damit eine wachsende antifeministische Stimmung?

Feldmann: Ja. Schauen Sie sich doch um in der Welt: Rechtspopulistische und autoritäre Strömungen sind auf dem Vormarsch. Das gilt auch für Deutschland. Und auch in Dortmund. Der Kampf um Selbstbestimmung und die Rechte der Frauen bleibt hochaktuell. Wir müssen schon auf lokaler Ebene etwas dagegen tun. Das war auch auf unseren Workshops deutlich spürbar.

Wie kann man die Frauen beschreiben, die Sie in den Workshops getroffen habt?

Cornelia Rempe vom Gleichstellungsbüro. Foto: Roland Gorecki für die Stadt Dortmund

Rempe: Neugierig und offen. Ich glaube, das trifft auf alle zu. Die meisten sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Ansonsten sind sie sehr unterschiedlich…

Kieseier: …das ist ja auch gut so…

Rempe: Bunter geht immer, aber letztlich ist es schon ein schöner Querschnitt: Von jung bis alt war alles vertreten, verschiedene Nationen, unterschiedlich gebildete Frauen.

Erzählen Sie mal aus den Gesprächen: Was nervt die Frauen an der Politik? Was ist ihre Motivation?

Kieseier: Die Motivation ist ganz klar: Wir wollen die Demokratie schützen. Soziale Themen sollen stärker gefördert werden. Wir können die Debatte nicht den Rechtspopulist*innen überlassen.

Feldmann: Die Frauen sind aber auch genervt von der Art der Politik: Sie sind unzufrieden damit, dass es oft eher um Pöstchen geht oder um parteipolitische Interessen. Sie wünschen sich mehr wertschätzende, sachliche und inhaltliche Diskussionen. Ihnen geht es vor allem darum, eine gute Lösung für ein Problem zu haben.

Was würden die Frauen konkret an Dortmund ändern?

Rempe: Die Themenschwerpunkte gehen auf jeden Fall in eine soziale, bildungspolitische Richtung. Den Frauen geht es um gute und gerechte Bildungschancen für alle. Der Klimaschutz spielt eine Rolle, auch die Obdachlosenhilfe. Sie wollen sich für bessere Migration einsetzen, für gute Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und zu pflegende Angehörige. Die Schulen sollen gut ausgestattet sein. Ein wichtiges Thema bei den Frauen in unseren Workshops war aber auch die Sicherheit im öffentlichen Raum.

Wie wichtig war die Kampagne selbst? Und warum war sie nötig?

Maresa Feldmmann vom Gleichstellungsbüro. Foto: Roland Gorecki für die Stadt Dortmund

Feldmann: Warum sie nötig war? Im Rat sind Frauen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert – obwohl sie die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Das muss sich auch in der politischen Zusammensetzung widerspiegeln. Vorher hören wir nicht auf. Wir arbeiten schon seit Jahren daran, mehr Frauen und mehr Vielfalt in den Rat zu bringen. Dazu müssen wir weiter Hemmschwellen abbauen.

Frauen bringen häufig andere Sichtweisen, Erfahrungen und Bedarfe mit als Männer. Diese Perspektiven müssen in politischen Entscheidungsprozessen angemessen vertreten sein – nur so lassen sich ihre Anliegen und Lebensrealitäten wirklich berücksichtigen.

Konkret für Dortmund: Was wird sich nach Ihrer Einschätzung durch „She for democracy“ in der Lokalpolitik ändern?

Feldmann: „She for democracy“ ist ein Zahnrad von vielen, um mehr Frauen für Kommunalpolitik zu gewinnen. Wir sind froh, dass es so viele engagierte Frauen gibt, die Lust haben, Dortmund mitzugestalten.

Rempe: Zudem ist es gerade eine besonders gute Zeit für frischen Wind: Viele Ratsmitglieder hören aus unterschiedlichen Gründen auf. Dadurch bestehen gute Chancen und Möglichkeiten für Frauen, die sich zukünftig gerne engagieren möchten. Parteien und Fraktionen können sich also freuen, dass durch unsere Kampagne Nachwuchs gewonnen wird.

Hat die Kampagne Auswirkungen auf die Kommunalwahl 2025?

Katrin Kieseier vom Gleichstellungsbüro. Foto: Roland Gorecki für die Stadt Dortmund

Kieseier (lacht): Man wird nicht aus dem Nichts Oberbürgermeisterin. Etwas mehr Zeit braucht es schon, um die Erfolge der Kampagne messen zu können. Der Weg vom politischen Interesse bis zum tatsächlichen Listenplatz braucht Zeit. Wir haben bei vielen Frauen das Interesse geweckt, Hemmschwellen verringert und erste Netzwerke geknüpft…

Feldmann: Einige Frauen haben aber schon erste Schritt gemacht. Abseits der Fraktionen gibt es auch in den Bezirksvertretungen und Ortsverbänden genug zu tun. Ich kann nur jeder politisch interessierten Frau raten, da die Chancen auszuloten. Das geht schneller als man glaubt.

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